
Wir wurden gefragt, wie denn unsere erste Hochzeit gewesen sei? Ich erzähle es.
Mein Kleid nähte ich mir selbst, dazu weiße Leinenschuhe und Handschuhe aus Nylon. Jürgen, wie es sich gehörte, im dunklen Anzug; wir fühlten uns gut. Ein paar Tage vor dem Fest starb ein alter Nachbar. Sein Sarg stand in der Kirche, denn eine Leichenhalle gab es nicht. Der Sarg verschwand am Tag vor der Hochzeit im Glockenturm; es war so üblich.
Zur Hochzeit fuhr uns unser Nachbar Willy Michelsen; er besaß schon ein Auto und hatte es für diesen Tag geschmückt. Zuerst ging es zum Standesamt. Da fanden wir eine geschlossene Tür vor. Wir klopften. Es war doch der richtige Tag? Der alte Standesbeamte hatte es vergessen und kam uns in langer Unterhose entgegen. Er kam ganz verstört aus der Mittagsstunde. Er bat uns in sein Amtszimmer und erschien bald darauf im dunklen Anzug. Leider war seine Aussprache sehr unklar. Wir verstanden wenig, aber waren verheiratet.
Dann fuhren wir zur Kirche. Sie war von den Nachbarn geschmückt. Aufgeregt traten wir vor den Altar. Jürgen konnte die Zeit nicht abwarten und sprach sein JA sehr zeitig und musste es nochmal wiederholen. Dieses Ja hat doppelt gehalten!!!
Gefeiert wurde zuhause in zwei kleinen Zimmern, das haben wir auch in guter Erinnerung. In meinem Hochzeitskleid haben noch zwei Bräute geheiratet. So war es vor langer Zeit.
Wir waren genauso fröhlich und glücklich wie heutzutage. Es kommt nicht auf das Große und ganz Besondere an – es waren halt andere Zeiten.
Gerda Zielke
Antworten