Kleine flinke Flitzer: Eichhörnchen

Als wir Kinder im Wald spielten, gehörten sie immer dazu, die kleinen flinken Flitzer mit dem buschigen Schwanz. Wir verfolgten sie mit unseren Blicken, wenn sie an einem Baumstamm nach oben sausten und ganz oben von einem Wipfel zum anderen sprangen. Mir war fast, als könnten sie fliegen. Wir versuchten sie wiederzufinden und rannten von Baum zu Baum hinterher. Im Herbst plünderten die Eichhörnchen unseren Haselnussbaum. Meine Mutter war böse auf sie und schoss mit dem Luftgewehr auf sie, aber nicht um sie umzubringen. Sie wollte sie vertreiben. Ich glaube nicht, dass sie mal eines abgeschossen hat. Und wenn doch, hat sie es für sich behalten. Sie bezeichnete die kleinen Nager auch als schlimme Nesträuber. Das sind sie natürlich auch, weil es ihre Natur ist. Sie wollen ja leben, wie eben alles leben will.
Als ich dann nicht mehr zu Hause wohnte, sah ich nur noch selten Eichhörnchen. Wenn mir während meiner Dienstfahrten ein Eichhörnchen über den Weg lief oder ich irgendwo unterwegs eines erblickte, dann war das für mich immer ein gutes Zeichen: Es würde ein guter Tag werden! Ich liebe Eichhörnchen. Ich sah wirklich selten eines. Hier bei uns in Schnarup war sehr lange keines aufgetaucht. Erst nach und nach kam es zu Sichtungen. Die Blutbuche vor unserem Haus wurde ab und zu aufgesucht wegen der Bucheckern, und da habe ich vor Jahren das erste Mal ein Eichhörnchen entdeckt, obwohl ich in Thumby immer wieder mal eins gesehen hatte. Zu uns fanden sie den Weg wohl nicht. Bei einem Spaziergang durch den Schnaruper Wald konnten wir zufällig eines auf einem umgestürzten Baumstamm entlanglaufen sehen.
Aber nun sind sie in Schnarup wohl richtig angekommen. Mein Mann erzählte, dass er ein Eichhörnchen gesehen hätte und andere hier bei uns auf dem Hof hatten sogar drei Eichhörnchen beobachtet! Ich sah leider nie eines. Ich war schon fast beleidigt, dass sie sich mir nicht zeigen wollten. Ich war doch so oft im Garten. Wenn ich draußen mit irgendetwas beschäftigt bin, dann achte ich wohl nur auf diese Tätigkeit und nicht so sehr auf Geschehnisse in der Umgebung. Könnte es daran liegen?
Die Walnüsse reiften. Ich ging mit einer Schüssel zum Aufsammeln in den Park. Der Baum trug reichlich, die Schüssel war schnell voll. Kein Eichhörnchen ließ sich sehen! Ich war traurig. Dann aber, ohne Schüssel, ging ich in den Park und wartete nur, gar nicht lange, dort vor dem Walnussbaum. Und plötzlich, zwei Meter vor mir im Gras: ein kleines rotbraunes Eichhörnchen! Ich stand ganz still. So nah war mir eines nur in der Kindheit gewesen. Nun machte es vor mir Männchen und schaute mich an. Dann flitzte es nach links an den Stamm des Apfelbaums, von dort in dessen Spitze ganz nach oben und mit Schwung rüber in den Walnussbaum. Ich stand weiter ganz still dort. Und da! Gegenüber, am Stamm der großen Eiche, oh, da waren gleich zwei Eichhörnchen! Sie jagten sich um den Baumstamm herum, etliche Male. Sie waren etwas größer und ihr Fell ein wenig dunkler. Vielleicht waren das die Eltern des kleinen? Da stand ich und war glücklich! Von oben genau über mir fiel ab und zu etwas Schale herunter, fast auf meinen Kopf. So als wolle das kleine Eichhörnchen mich ärgern. „Hier bin ich, such mich!“ Die beiden größeren wechselten dann auch rüber in den Walnussbaum, und es war ein reges Treiben da im Gange. Hinter mir näherte sich mein Mann und schaute auch nach oben. „Na, nun hast du ja endlich welche gesehen!“, meinte er und lachte.
Wir hatten schon einen reichlichen Nussvorrat gesammelt. Der stürmische Wind hatte auch dafür gesorgt, dass die restlichen Nüsse unten lagen. Die Eichhörnchen haben sich sicher auch genug davon eingebuddelt. Ich gönne es ihnen gerne!
Herta Andresen

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