
Foto: Das alte Thumbyer Pastorat als Postkartenmotiv (Foto: Remmer)
Meine Frau Eva-Marie und ich haben vor 25 Jahren, im April 1997, die Ausstellung über Pastoratsgärten in Schleswig-Holstein besucht, die im Christophorushaus in Kappeln zusammengestellt war. Eines der behandelten Objekte war der Pastoratspark in Thumby, der Park in unserer unmittelbaren Nachbarschaft. Anlass für diese Ausstellung war das Erscheinen des Buches „Historische Pfarrhöfe und Pastoratsgärten“, Verfasser Bernd Wendland und in Husum erschienen. Ich habe dieses Buch dann erworben und die gut 550 Seiten durchgeackert. Darin wird auch der Thumbyer Pastoratspark behandelt.
Nun zu unserer Person. Wir sind beide Jahrgang 1934. Ich bin im Haus Dorfstraße 4 geboren und habe mit geringen Unterbrechungen dort gelebt. Meine Frau kam 1960 dazu, und seit 1995 leben wir als Altenteiler im Haus 4a nebenan. So ist uns der Park im Osten unseres Hofes vertraut: nur 200 bis 300 Meter entfernt in unmittelbarer Nachbarschaft. Wenn wir im Osten unser Stallgebäude verließen, stand eh und je die Silhouette des Pastoratsparks vor Augen, auch wenn sich die Linie von Zeit zu Zeit änderte, einzeln zwei alte bildbestimmende Baumriesen gingen unter durch Säge oder Pilz und Sturm; andere jüngere eroberten den Platz. Das war eben der Unterschied zwischen dem Verfasser, dem Biologen, der eine Momentaufnahme machte oder auch mehrere und uns, die wir 70 bis 80 Jahre lang die verschiedenen Phasen dieses Pastoratsparks miterlebt haben.
Ich schreibe diesen Bericht 2022. In meiner Lebenszeit gab es sechs Pastoren, drei Pastoratshäuser und einen Park in seinen verschiedenen Formen. Ich ordne das ein:
Zeit bis 1945: P. Ketelsen/Iversen
1945 bis ca. 1952: P. Iversen
1952-1967: P. Godt
1967-1981: P. Dr. Schröder
ab 1981-2002: P. Ziehm
ab 2002: P. Tischmeyer
Im Haushalt der Pastoren Ketelsen und Iversen gab es oft zwei junge Mädchen. In dieser Zeit wurden im Park allwöchentlich noch Wege gehackt und geharkt. Ich erinnere vor allem den Weg, der vom Pastorat genau nach Westen führte. Er endete an einer weißen Pforte, die zum Fußweg neben der Küsterkoppel ging, heute Sportplatz. Der Steig ist längst zugewachsen, aber er ist noch mit den Füßen ertastbar. An der Südkante dieses Steiges standen die beiden, damals die Skyline des Parks prägenden Buchen – Rotbuchen, die um 1960 oder 1970 das Alter einholte. Zunächst – ich tippe auf um 1950 oder 1960 – wurde die westliche Buche gefällt. Ca. 20 Jahre später zerbrach ein Drittel der Krone der östlichen Buche im Sturm. Danach wurde auch dieser markante Baum gefällt. Ich erinnere genau, dass der große Stubben des westlichen Baumes mit Pilzen, Hallimasch, besiedelt war. Jetzt 2022, bildet eine Pappelgruppe im Süden die mächtige obere Sichtlinie des Parks. Ich vermute, dass diese Pappeln sich dort selbst angesiedelt haben; ich meine sogar noch dort die jungen Pappeln zu erinnern. Bemerkenswert ist auch der kräftige Efeu, der an einer Pappel nach oben wächst, in Augenhöhe so dick wie ein Unterschenkel. Zum Altbestand gehört auch die Baumreihe nach Westen gegen den heutigen Sportplatz. Diese Reihe besteht aus Laubbäumen wie Kastanie, Buche, Esche.
Zurück zum Wegesystem dieser Zeit. Der hier beschriebene Ost-West-Steig wurde gekreuzt von einem weiteren Steig ca. 15 Meter vom Pastoratshaus entfernt. Auch er ist mit dem Fuß ertastbar; er endete im Süden vor dem größeren Teich an einer Erhöhung. Ob er im Norden einen Zugang zum Weg, zum heutigen Parkplatz hatte, weiß ich nicht.
Die Pastorenfamilie Iversen bestand aus sechs Personen, dazu zwei junge Mädchen, also acht. Sie hatte ihren Privatgarten im Südbereich des Areals – dort, wo heute eine Gruppe von Apfelbäumen steht. Dieser Garten lag und liegt noch heute direkt hinter dem Südknick.
Hans Konrad Sacht
Fortsetzung folgt
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