
Am Montag, den 09.01.2023, kamen 34 Kameraden/innen für den ersten Übungsabend im Jahr zusammen. In der App, welche wir u.a. zum Anmelden für die Übungsabende und auch sonstige Veranstaltungen nutzen las ich etwas von PSNV-E. In diesem Moment dachte ich mir, na toll, schon wieder eine Abkürzung mit der du nichts anfangen kannst. Google ergab dann recht schnell, dass es sich um einen Vortrag der Psychosozialen Notfallversorgung S-H handeln muss. Nachdem wir uns alle eingefunden hatten stellten sich die Referenten, welche ebenfalls Kameraden/innen sind, vor, und schnell wurde klar, dass es sich nicht um einen steifen Theorieblock handeln wird. Der Vortrag war sehr lebendig, interaktiv und lud oft zum Nachdenken ein. Aber mal zum Inhalt:
Die PSNV-E beinhaltet die Einsatzbegleitung und Einsatznachsorge. Das umfasst Maßnahmen im Rahmen von Einzelberatungs- und Gruppennachsorgegesprächen inkl. einer Bedürfnis- und Bedarfserhebung sowie die Vermittlung in weitere Hilfen und Netzwerke.
Es geht hierbei also u.a. um das Thema „belastende Einsätze“ und wie damit umgegangen werden kann. Ich wusste bereits, dass es eine solche Organisation gibt, hatte mich allerdings noch nie konkret damit befasst.
Ich glaube, jeder kann sich mindestens ein Szenario ausmalen, welches ihn belasten würde. Zum Beispiel ein Verkehrsunfall, wo man beim Anfahren das Auto erkennt und mit Verletzten oder gar leblosen Personen zu rechnen hat. Oder Brände mit Personenschaden etc. Es gibt dort für mich sehr viele Situationen, die ich einfach nicht erleben möchte. Aber dies können wir uns leider nicht aussuchen. Zusätzlich zu diesen Belastungen aus dem Einsatz bringen wir eventuell bereits welche zum Einsatz mit. Jeder kennt diese Tage aus dem Privatleben: Stress auf Arbeit, gerade geht noch das Auto kaputt, Kopfschmerzen habe ich auch noch und dann geht die Sirene. Oft denken wir gar nicht darüber nach und fahren einfach los, weil es selbstverständlich für uns ist. Kommen dann noch die Belastungen aus dem Einsatz oben drauf, ist es vorstellbar, dass eine Grenze erreicht oder überschritten werden kann. Ich finde diesen Inhalt persönlich sehr wichtig.Daher wollte ich diesen nochmal konkretisieren, weil uns auch der Jahreswechsel in Berlin gezeigt hat, dass oft das Verständnis für uns im Einsatz fehlt und wir ja auch nur Menschen sind.
Die Unterstützung der PSNV-E kann durch den Einsatzleiter bereits am Einsatzort über die Leitstelle angefordert werden. Nach einer kurzen Rücksprache mit dem Einsatzleiter kommen sie ggf. direkt zum Einsatz oder zum Gerätehaus der anfragenden Wehr.
Weiterhin haben wir gelernt, welche Anzeichen dir dein Körper und dein Verhalten geben und wie du diese deuten solltest. Solch Dinge wie Schlaflosigkeit, Schuldgefühle, Aggressivität, Erschöpfung oder auch erhöhter Alkoholkonsum, welcher definitiv keine Lösung ist, sondern das Gegenteil bewirkt. Was also tun, wenn ich feststelle, dass mich da etwas belastet? Ganz trivial kann man sich mehr bewegen, um den Kopf frei zu bekommen. Ebenso hilft es, positive Momente zu schaffen. Oder aber Gespräche, zum Beispiel mit Kameraden/innen zu führen. Man sollte aber definitiv nüchtern bleiben. Wenn sich solch „Belastungsstörungen“ nach vier Wochen nicht lindern, sollte man die Kameraden/innen von der PSNV-E kontaktieren.
Abschließend kann ich sagen, dass ich jeder Wehr empfehlen kann, dieses Thema schnellstmöglich aufzunehmen, sofern dies noch nicht geschehen ist. Es ist sehr wichtig zu wissen, dass es Ansprechpartner gibt und man keine Scheu davor haben sollte, diese anzusprechen.
In keiner Lebenslage ist es ein Zeichen von Schwäche, wenn man sich Hilfe holt!
Wir bedanken uns ganz recht herzlich bei Harald und Calle für den tollen Vortrag und wünschen ihnen im besten Falle so wenig Einsätze wie möglich, aber so viele wie nötig.
Björn Viertel
Antworten