Auf der Suche nach Nestern: Verrückte Hühner

Bald ist Ostern. Ich habe mir Zweige abgeschnitten und in zwei großen Vasen verteilt. Nun bin ich dabei, die von meiner Mutter mit Häkelschmuck versehenen Ostereier aufzuhängen. Es ist eine sehr filigrane Häkelarbeit. So etwas werde ich wohl nie mehr lernen, denn dafür fehlt mir die Geduld. Aber auf diese Weise ehre ich jedes Jahr meine vor über zwanzig Jahren verstorbene Mutter und freue mich über diesen sehr besonderen Osterschmuck. Auch einige Zwerghuhneier sind dabei. Die liebe ich besonders.
Ich hätte eigentlich gerne zu unseren anderen Hühnern noch Zwerghühner. Aber diese haben die Eigenschaft überall hoch zu fliegen und brüten auch gerne. Mit Küken wollen wir uns nicht mehr abgeben, denn sicher sind dann die Hälfte davon kleine Hähne.
Gerade hat mein Mann rund ums Hühnergehege einige „Schwachstellen“ beseitigt und alles gut dichtgemacht. Trotzdem trieb sich ein Huhn kurz danach wieder vorne im Garten herum! Hühner sind absolut nicht dumm. Sie finden immer mal wieder eine Schlupfstelle aus dem Hühnerhof heraus. Seltsamerweise stehen sie dann irgendwann vor der Hühnerstallpforte und wollen wieder hineingelassen werden. Wir könnten ja sonst herausfinden, wo sie rausgekommen sind.
Unsere Hühner sind sehr verwöhnt. Sie fressen sogar aus der Hand, auch der Hahn. Sie haben ausreichend Platz, können sich unter Büschen verstecken und überall herumscharren. Leider verstecken sie manchmal ihre Eier. Wir kennen inzwischen wohl die Stellen, die besonders gerne aufgesucht werden, aber immer wieder kommt es vor, dass doch einmal ein größeres Eiernest gefunden wird. So wie im letzten Herbst, als ich beim Einsammeln der Walnüsse war. Hinter der Scheune ist ein mit Blechplatten abgedeckter Holzhaufen. Unten davor liegen noch große und kleine Steine. Um keine Walnuss zu übersehen, wühlte ich zwischen Laub und Steinen herum und beförderte dabei ein Ei hervor. Es sah ziemlich dreckig aus. „Na, mal gucken, ob da noch mehr liegt“, dachte ich und griff unters Holz. Ich konnte mehrere Eier fühlen und beförderte sie hervor, dabei gab es dann plötzlich einen furchtbaren Gestank. Igitt! Nun musste ich erstmal meine Hände waschen. Dann nahm ich lieber einen Zweig zu Hilfe. Am Ende lagen circa 40 Eier vor mir, zum Teil bei dieser Aktion zerbrochen. Wie eklig! Es war ein sehr sorgfältig ausgesuchtes Versteck. Und wohl nur von einem einzelnen Huhn. Sonst hätte es uns doch auffallen müssen.
Im Sommer hatte ich mich darüber geärgert, dass immer wieder ein Huhn es in den Gemüsegarten geschafft hatte. Einmal wurde es aus Versehen im Treibhaus eingeschlossen und am nächsten Tag sah es dort nicht so gut aus; zwischen den Pflanzen waren lauter Kuhlen und auf dem Gang lag verteilt herausgekratzte Erde. Anscheinend hatte es sich dort sehr wohlgefühlt, denn es wollte nun nicht mehr hinaus und flatterte im Treibhaus herum.
Ein Huhn war besonders „verrückt“. Zuerst legte es sein Ei in den Zitronenmelissenstrauch neben der Garage. Das ging ein paar Tage lang so. Ich fand das Ei nur, weil ich jeden Morgen Zitronenmelisse für den Tee pflückte. Dabei ließ ich die Hintertür offen. Ich sah das Huhn hineinlaufen. Anscheinend suchte es nach einem Eiablageplatz. „Das darf doch nicht wahr sein“, dachte ich, ließ es aber mal gewähren. „Mal sehen, was es will!“ Da stand der Einkaufskorb und das Huhn hatte sich tatsächlich da hinein begeben! „Das geht doch wohl zu weit“, dachte ich, „aber wenn es nun grade ein Ei legen muss?“ Ich wartete ab und konnte dann das warme Ei gleich aus dem Einkaufskorb herausnehmen.
Am nächsten Tag stand das Huhn vor der Hintertür. Ich tat dem Huhn aber nicht den Gefallen, die Tür zu öffnen. Es flog auf die Mülltonne und wartete und schaute immer zur Tür. Dann stand es wieder vor der Tür. Ich stand innen und schaute durch die Glasscheibe das Huhn an. Das Huhn sah mich an und wackelte mit dem Kopf, hielt den Kopf ganz schief und sah mich einfach an. „Bitte mach mir doch die Tür auf!“, sollte das wohl heißen. Die Tür blieb aber geschlossen. Nein, mit so etwas wollte ich nun gar nicht erst anfangen. Unsere Hühner sind schon verrückt genug. Irgendwann gab das Huhn auf. Das Huhn tat mir leid. In den Melissenstrauch hat es leider nicht wieder sein Ei gelegt. Das war so schön praktisch. Mein Mann sucht immer alles gründlich nach heimlichen Eiernestern ab. Manchmal sind die Hühner aber einfach schlauer als wir!
Herta Andresen

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