Am Montag den 11.03. fand unser dritter Übungsabend in diesem Jahr statt. Wir wurden zu einer unklaren Lage „alarmiert“, und unser Einsatzleiter Ralf teilte mich als Angriffstruppführer ein. Das bedeutet, man ist am Einsatzort die vorderste Person. Als wir das Fahrzeug besetzt hatten, gingen mir viele Gedanken durch den Kopf. Was sind meine Aufgaben? Was wird da auf mich zukommen? Über das bereits angelegte Funkgerät hörte ich, dass es sich um einen TH-Einsatz (technische Hilfe) handeln würde. Also zog ich mir direkt die Einweghandschuhe unter den Schutzhandschuhen an.
Die Erkundung ergab, dass ein Baum auf einen PKW gestürzt war und sich noch zwei Personen im PKW befanden. Als Angriffstrupp sollten wir die Personenrettung mit der Schleifkorbtrage über die Beifahrertür vornehmen. Gesagt, getan. Als ich vor dem PKW stand, wurde sehr schnell bemerkt, dass dieser nun stark zu qualmen anfing. Die Person auf dem Fahrersitz hatte sich mit den Schnürsenkeln am Pedal verknotet, so dass diese nicht schnell befreit werden konnte. Auch das Kind auf dem Rücksitz lag noch dort. Ich glaube, mein Puls war im nicht mehr messbarem Bereich. In diesem Moment überschlugen sich einfach alle Gedanken in meinem Kopf und ich realisierte, jetzt handeln zu müssen. Aber wie? Ich gab die Information an den Gruppenführer über Funk weiter. Mehr hätte ich nicht entscheiden können. Sofort darauf erfolgte die Ansage: „Rückzug, weiter nur unter PA (Atemschutz)“. Es erscheint einem so falsch, die Personen liegen lassen zu müssen; aber für uns gilt im Einsatz immer: Eigenschutz geht vor.
Während sich die Kameradinnen und Kameraden für den Einsatz unter PA ausrüsteten und der Brandschutz aufgebaut wurde, bekam ich mit, dass es ein weiteres Problem gab: Eine Person war an einem Hang abgestürzt, hatte sich dabei schwer verletzt (Ast durch Brustkorb) und wurde bereits von zwei Kamerad(inn)en versorgt. Wir sollten bei der Rettung unterstützen. Schnell war klar, dass hier eine Rettung mit der Schleifkorbtrage über die Steckleiter erfolgen muss. So konnten wir den Verletzten stabil hochziehen und dem RTW übergeben. Währenddessen wurden auch die zwei Personen (unsere Übungspuppen) aus dem PKW gerettet und ebenfalls dem RTW übergeben. Abschließend wurde der umgestürzte Baum noch fachmännisch zerlegt.
Es war nicht nur eine Übung, um uns aus dem Winterschlaf zu holen. Diese Übung sorgte für ordentlich Schweißperlen auf der Stirn und wirkt sicher nicht nur bei mir nach. Was mir erneut aufgefallen ist: Auch wenn ich unter Stress und Adrenalin nicht weiterwusste, fühlte ich mich zu keiner Zeit allein. Denn alle haben wie immer zusammengearbeitet. Ich möchte, so wie alle von uns, niemals in die Situation kommen, dies in real umsetzen zu müssen. Aber solch Szenarien helfen uns dabei, ein Schema F als Basis zu haben. Der Rest ist dann Übung, Übung, Übung.
Wir bedanken uns bei Michael, Markus und Marco, die sich die Übung ausgedacht haben sowie bei Susanne für die so realistisch wirkende Verletzung (Makeup) und natürlich bei Leon, der die verletzte Person mimte.
Björn Viertel
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