Sie ist durchaus schön anzusehen, mit ihren weißen, auch manchmal rosa Blüten, wenn sie sich hochgeschlängelt hat, nach oben gewunden hat ins Licht, von ganz unten mitten durch eine Staude hindurch, oder noch ärgerlicher, an einer Rose emporgeklettert ist. Inzwischen kriege ich schon beinahe die Wut, wenn ich sie irgendwo im Garten neu entdecke!
„Dat Beest schneert allens daal! – Kannst nich Herr över warrn! – Du warst eer nich wedder los! – Se is leeger as Giersch! – Ach, laat de arme Plant doch wassen! – Dat kannst du opgäven!“ So oder so ähnlich hört man auch von anderen Gartenbesitzern die Klagen, wenn das Gespräch auf die Ackerwinde kommt. Sie ist einfach lästig. Giersch ist auch ein Ärgernis, aber der beschränkt sich auf den Boden, er windet sich nicht auch noch an anderen Pflanzen hoch. Man kann ihn ganz gut bekämpfen und wenn er blüht, lässt er sich gut ausreißen. Viel rumbuddeln darf man in seinen Wurzeln nicht, dann freut er sich eher, dass er gut verteilt wird. Irgendwas bleibt immer im Boden.
Aber es ist eine ganz andere Sache mit der lästigen Ackerwinde. Sie hält sich an anderen Pflanzen fest, sodass man beim Ziehen von oben (ganz falsch!) die arme befallene Staude zerstört oder schwer beschädigt. Man muss sich schon hinknien und ganz unten suchen, wo der Trieb aus der Erde herauskommt und ihn dort abreißen. Dann welkt der obere Teil vor sich hin, und ein kleiner Erfolg ist da. Sehr lange dauert es meist nicht, dann wird ein neuer Angriff der Pflanze gestartet! Der arme weiße Phlox ist schon so befallen, dass ich es fast aufgegeben habe. Würde ich die Staude ausgraben so könnte ich damit rechnen, dass im Erdboden weiterhin ganz kleine dünne Haarwurzeln auf einen Neuanfang lauern. Es ist unmöglich, alles zu entfernen! Anfänglich habe ich den Fehler gemacht, Wurzelteile von „feindlichen“ Pflanzen auf den Kompost zu bringen. Da wachsen sie munter weiter oder werden irgendwann wieder in den Garten gebracht.
Aber ein bisschen stolz bin ich doch auf mich. Ich habe es geschafft, die Ackerwinde aus meinen späten Himbeerbüschen zu entfernen. Ganz konsequent habe ich den Erdboden nach Ackerwindetrieben abgesucht, und zwar sehr oft. Nach und nach hat‘s gewirkt. In diesem Jahr habe ich keine gefunden. Aber sicher lauert sie wieder irgendwo, um mich mit ihrer Ausdauer auszutricksen. Im Internet habe ich mich natürlich auch schlau gemacht, das ist ja klar. Ich erfuhr dabei, dass es zwei Arten gibt: Die Zaunwinde blüht weiß, und die Ackerwinde hat rosa Blüten. Bei uns sind beide Arten zu finden. Es gab auch einen Tipp zur Bekämpfung: Es sollte helfen, die Hauptwurzel mit heißem Wasser zu übergießen! – Das kann ja nie funktionieren. Man stelle sich diesen Aufwand vor! Da musste ich doch lachen. Theorie und Praxis! Ich versuche sie einzuschränken, wo es möglich ist. Was soll ich sonst tun? Ich werde sie nicht überall vertreiben können. Sie sieht ja auch eigentlich schön aus, und stört mich tatsächlich an manchen Stellen nicht. Ich halte mich an den Rat eines Gartenfreundes. Und dor laat ik de arme Plant nu eenfach wassen!
Herta Andresen