Am 06.02.2024 suchte ich Frau Müller- Meernach vom Verein „LAG AktivRegion Mitte des Nordens e.V.“ (www.mittedesnordens.de) in Nübel auf. Der Verein erhält ein eigenes Budget aus EU-Geldern und vergibt diese nach festgeschriebenen Abläufen und Regeln, welche man auf der Seite nachlesen kann. Der Kaffee war zwar nicht gerade überragend, dafür war unser Gespräch sehr angenehm, informativ und unterhaltsam. Ich durfte einen sehr engagierten und freundlichen Menschen kennenlernen.
Für Schnarup-Thumby kam nur ein kleines Projekt bis maximal 20.000 Euro in Frage. Bei einer Förderung würde die Gemeinde 80 Prozent von maximal 20.000 Euro erhalten. Im Zuge der Reparatur und Planung des Spielplatzes (Bericht folgt) hatte ich bereits die Idee, eine Seilbahn auf dem Standort der Tribüne herstellen zu lassen. Ich stellte das Projekt dem ersten Vorsitzenden des Sportvereins Helmut Witt und dem Gemeinderat vor und erhielt grünes Licht. Nach dem Termin in Nübel reichte ich mit Hilfe des Amtes Mittelangeln alle notwendigen Bewerbungsunterlagen ein.
Nach Zusage der Förderung musste die Seilbahn sowie die Umsetzung des Projektes über das Amt Mittelangeln ausgeschrieben werden.
Die Gehölze auf der Tribüne wurden von Michael, Rolf und Jonas Schlotfeldt mittels Motorsägen entfernt.
Die Ausschreibung der Seilbahn gewann eine Firma aus Süddeutschland. Ich stimmte zu, den Fahrer bei der Anlieferung einzuweisen, um dem zuständigen Mitarbeiter des Amtes den Weg zu ersparen. Beim Anblick des LKWs fragte ich mich sofort, wie die Seilbahn wohl entladen werden soll. Als der osteuropäische Fahrer mich mit den Worten „Du Stapler?“ begrüßte, wusste ich, dass es ein Problem gibt. Ich antwortete mit (immer wieder spannend, wie man selbst seine Sprache anpasst) „Ich nix Stapler“ und zog dabei beide Schultern hoch. Unsere Kommunikation führten wir auf Englisch fort.
Nach einigen Telefonaten mit der Firma und dem Amt Mittelangeln wurde die Seilbahn schließlich durch die Bauabteilung des Amtes Mittelangeln abgeladen.
Der Aufbau der Seilbahn wurde durch den Unternehmer Jan Leu aus Ulsnis umgesetzt. Er versicherte mir, die Jungfernfahrt verletzungsfrei absolviert zu haben.
Die Abnahme der DEKRA verlief problemlos, und ich konnte bei der Gelegenheit noch einige Fragen bezüglich unseres Spielplatzes stellen. Die Erstellung der Seilbahn musste nun noch per Foto und Unterlagen nachgewiesen werden. Bei Fertigung der Abschlussfotos traf ich bei bestem Wetter auf meine Nichte Laura und eine ihrer Freundinnen. Beide nutzten die Seilbahn und hatten ihre kleinen Liegestühle auf der Startrampe platziert. Sie sagten, dass sie dort „chillen“ würden. Das war ein schöner Anblick, welcher für einiges entschädigte.
Zurück zum Thema. Die Förderung von 11815 Euro wurde nach dem Nachweis schließlich ausgezahlt.
So ein Projekt blockiert leider weitere Ausgaben für den Spielplatz, und ich konnte erst nach Abschluss der Seilbahn das Projekt „Doppel-Schaukel“ angehen.
Wir mussten die kompletten Kosten für die Seilbahn vorstrecken. Für diese Summe war ein Ersatzhaushalt nötig. Es mussten Gelder umgeschichtet werden.
Kurz gesagt mussten circa 20 Arbeitsstunden des Amtes, circa 8 Stunden meiner Zeit und jede Menge Papier investiert werden, um die Förderung zu bekommen.
Für mich ist die Förderung der Seilbahn allerdings keine Förderung, sondern ein Bruchteil unserer gezahlten Steuergelder.
Deutschland ist der größte Nettozahler an die EU. 2023 machte das für Deutschland 17,4 Milliarden Euro Minus aus.
Deutschland, der größte Geldgeber, hat selbst knapp 2500 Milliarden Euro Schulden.
Für Projekte im Ausland ist gefühlt aber trotzdem immer mehr Geld und mehr Wille da, als für Projekte oder Hilfen im Inland.
Wer über hunderte oder tausende von Millionen Euro Steuergelder verfügen darf, schickt wohl gerne viel Geld nach Indien, (Platz 1) China, (Platz 2) und in den Rest der Welt.
Alleine Indien (weit über 100 Atomsprengköpfe / Projekte um zum Mond zu fliegen) erhielt 900 Millionen Euro Steuergelder.
Klimaschutz wird oft als Argument für Entwicklungshilfe genannt, aber China hat den Bau seiner Kohlekraftwerke von 2016 bis 2020 vervierfacht. Ist ja alles auch eine Art von Entwicklung. Ein Ende dieser Zahlungen an diese Länder ist nicht in Sicht.
Über die Gründe mag sich jeder selbst Gedanken machen.
Bevor ich jetzt zu weit in die Aluhut-Ecke abschweife, geht’s lieber wieder zurück nach Schnarup-Thumby.
Außergewöhnlich ist wohl die Tatsache, dass unser öffentliches Projekt weniger gekostet hat als kalkuliert wurde.
Es galt nämlich einen weiteren Stolperstein zu beachten. Hätten die Kosten für die Seilbahn die 20.000 Euro überschritten, hätten wir gar keine Förderung mehr bekommen.
In der nun recycelten Tribüne steckte eine Menge Eigenleistung und vielleicht auch etwas Herzblut, aber ich hoffe, das neue Erscheinungsbild dieses Bereiches tröstet darüber hinweg. Es sah dort schon länger ziemlich verwildert und vernachlässigt aus und das Areal hätte in der Zukunft nur Arbeit verursacht, ohne einen Nutzen zu bringen.
Alle am Projekt beteiligten Menschen waren sehr engagiert und der ein oder andere (inklusive mir) hat einiges dazu gelernt. Ich persönlich möchte allen Beteiligten herzlich danken und einmal deutlich hervorheben, dass niemand der beteiligten Menschen etwas für dieses System kann. Wir haben das im Moment Beste und Sinnvollste für unser Dorf herausgeholt.
Wir wünschen allen Nutzern der Seilbahn viel Spaß.
Matthias Thomsen, Bürgermeister Schnarup-Thumby