Ein Wort zur Schreibweise: Bosseln oder Boßeln?

Jedes Jahr bekommt die 5W-Redaktion erfreulicherweise Ankündigungen und Berichte über einen Volkssport, der wohl ursprünglich aus dem Friesischen stammt, aber auch bei uns gerne praktiziert wird. Ziel des Spiels ist es, eine Kugel mit möglichst wenigen Würfen über eine festgelegte Strecke zu werfen. Es wird in unterschiedlichen Varianten auf freien Flächen (Feldern, Wiesen), öffentlichen Straßen und befestigten Wegen gespielt. Aber heißt es nun Bosseln oder Boßeln – oder ist es möglichweise egal, wie ich es schreibe? Dieser Frage soll an dieser Stelle nachgegangen werden. Wenn man per Wikipedia nachforscht, stellt man schnell fest, dass es beide Begriffe tatsächlich gibt: Bosseln und Boßeln. Allerdings mit unterschiedlichen Bedeutungen, wobei diese nicht immer eindeutig sind. So finden wir bei Wikipedia den Hinweis, dass es sich beim Boßeln, das auch Klootschießen genannt wird, um jene beschriebene Sportart handelt, bei der eine Kugel vorangetrieben wird, während Bosseln eine dem Stockschießen ähnliche Reha-Sportart sei. Das Klootschießen sei aber eine Feldkampfsportart, während das Boßeln auf der Straße ausgetragen werde. Aha.
Da gucken wir ja zur Sicherheit lieber nochmal dort nach, wo für die deutsche Sprache die Messlatte ganz oben liegt: im Duden, in diesem Fall wiederum in der Online-Ausgabe. Dort können wir zu „Boßeln“ lesen: (im Sommer auf Wiesen, Landstraßen, Straßen, im Winter auf vereisten Flächen ausgetragenes) Spiel, bei dem mit Boßeln in einer festgelegten Anzahl von Würfen ein Ziel getroffen oder eine möglichst weite Strecke durchmessen werden soll. Also ein Hinweis auf unseren Straßenwettkampf mit der Kugel. Was aber sagt der Duden zu „Bosseln“? Hier die Antwort: Es handele sich um ein Verb (ich bossele) mit der Bedeutung: an etwas mit Ausdauer arbeiten, herumbasteln [um es besonders gut zu machen], in Kleinarbeit [mühsam] herstellen. Aha. Also eher das, was man bei uns auch gerne als „klütern“ bezeichnet. Im Duden steht vom Reha-Sport aber nichts.
Noch ein letzter Gedanke zur Aussprache. Wenn wir „Boßeln“ meinen, sprechen wir das O eher geschlossen wie in „Ofen“ oder „Hof“. Wenn wir „Bosseln“ meinen, sprechen wir das O eher offen wie in „Ross“ oder „Post“. Dieses wäre ein letzter Hinweis darauf, dass das beliebte alte Straßenspiel mit der Kugel wohl doch eher mit Eszett (ß) geschrieben wird.
Ulrich Barkholz

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