Chor- und Orchesterkonzert in Struxdorf: Das Vermächtnis der Raben

Das 12. Jahrhundert war in unserer Landschaft Angeln eine Zeit des Umbruchs. Die Götterwelt der nordischen und germanischen Mythologie wurde durch die Christianisierung immer mehr zurückgedrängt. So entstanden nach und nach die Gotteshäuser des damals neuen christlichen Glaubens – die Kirchen.
Die Legende um die Entstehungsgeschichte der Marienkirche in Rabenkirchen inspirierte die Komponistin und Chorleiterin Renate Olizeg zu einem multimedialen Kunstprojekt, in dem Musik, Textvortrag und Bildprojektion zusammengeführt wurden. Die Anregung für das Projekt fand sie bei der Künstlerin und Autorin Marion Ohlerich, die unter dem Titel „Das Vermächtnis der Raben“ in einem schön illustrierten Buch beschreibt, wie den alten Erzählungen nach Odins Raben Hugin und Munin damals den Ort fanden, an dem die Kirche erbaut werden sollte.
Diese Geschichte hat Renate Olizeg dazu bewegt, aus Text und Bild eine musikalische Handlung zu entwickeln. Dieses musikalische Projekt wurde nun auch in der Struxdorfer St.-Georgs-Kirche zur Aufführung gebracht.
Die Kirche war gut gefüllt, als Pastor Christoph Tischmeyer das Publikum begrüßte und auf das Konzert einstimmte. Tischmeyer übernahm im weiteren Verlauf des Abends auch die in die musikalische Handlung eingebetteten Lesungen der Texte von Marion Ohlerich, die wiederum als Violinistin und Leiterin des sechsköpfigen Folkorchesters „Cantüdel“ auftrat.
Musikalisch im Zentrum stand aber der Gemischte Chor Sörup, geleitet von der Komponistin und Arrangeurin Renate Olizeg. Nach einem kurzen Intro des Folkorchesters erklang im dreistimmigen Satz mit Instrumentalbegleitung „Odins Blick auf die Welt“, woraufhin Odin höchstselbst als Solist aus dem Chor hervortrat (Marten Peters, Tenor) und singend eingestehen musste: „Mein Tag ist auf ewig gezählt“.
In der Folge erhoben sich Lobgesänge auf das zu damaliger Zeit sich rasch ausbreitende Christentum: Der Taizé-Gesang „Laudate omnes gentes“ wurde vom Chor mit Publikumsunterstützung ebenso eindrucksvoll intoniert wie „Alta trinita beata“ (Laudario di Cortona, Lobeshymne aus dem 13. Jahrhundert).
Dann traten drei Sängerinnen aus dem Chor hervor, und es erklang schön gesungen im Terzett eine Rabengeschichte: „Wir sind die kleinen Raben“ (Merle Hansen, Jana Hübsch und Svenja Tholund).
Das Folkorchester „Cantüdel“ hatte neben der Begleitung des Chores auch Gelegenheit, eigene Instrumentalstücke vorzutragen. Durch die Einbeziehung alter Kirchentonarten in das Arrangement gelang es Renate Olizeg, das Publikum auf eine musikalische Reise in die Klangwelt des Mittelalters mitzunehmen.
Die Zuhörer waren gebeten worden, während des Konzerts nicht zu applaudieren, um die Geschichte nicht aus dem Zusammenhang zu reißen. Umso mehr Applaus spendete das begeisterte Publikum am Ende des Konzertes. Die Vorsitzende des Gemischten Chores Sörup Brigitte Schirrmacher freute sich über den Erfolg, überreichte Blumen, bedankte sich bei allen Akteuren und bei den Gästen und lud nach der Vorstellung noch zu einem Klönschnack mit Getränk ein.
Ulrich Barkholz

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