Was wäre ein Frühstück, besonders am Wochenende, ohne die Zeitung? Es ist eine lieb gewordene Gewohnheit, beim Frühstücken die Zeitung zu lesen, sicher bei vielen Menschen, besonders bei den Älteren, die dazu genug Zeit haben.
Seit einigen Jahren gibt es die Zeitung ja auch online; ich bezweifle, dass es dann noch ein Vergnügen ist. Es könnte immer nur einer von uns lesen. Und was ist dann mit dem Kreuzworträtsel? Vielleicht sogar noch zwei solche Tablets am Frühstückstisch? Nein danke. Andere schwören drauf. Jeder kann es tun, wie er will und wie es für ihn am praktischsten ist.
Ganz schlimm, wenn die Zeitung mal nicht gekommen ist. „Die Zeitung ist nicht da!“ – „Wieso das denn? Kann doch nicht sein!“ Alle Viertelstunde wird dann nachgesehen, ob sie schon im Rohr liegt. Dann wird geredet, warum und weshalb. Wohl einer im Urlaub. Oder krank? Das ist früher nicht passiert. Als unsere Thumbyer noch die Zeitung brachten! – Irgendwann ist sie dann doch da. Das Frühstück ist inzwischen beendet. Etwas freudloser.
Es war eine schwierige Zeit, als unsere Zeitungsboten beide in Rente gingen. Die Zeitung kam anfangs unregelmäßig, manchmal gar nicht. Das gab sich dann nach einigen Anrufen in der Redaktion irgendwann. Wir haben uns auch öfter überlegt, sie abzubestellen oder nur am Wochenende zu erhalten. Es hieß: „Da steht ja auch nichts mehr drin! So ein Käseblatt! Viel zu teuer! Online wäre billiger! Und dann: Ohne Zeitung? Geht gar nicht! Man muss doch informiert sein.
Ich lese besonders gern am Wochenende das Beiblatt. Es ist meist sehr interessant und ich löse das Kreuzworträtsel. Meist fange ich mit der Zeitung von hinten an, mit den Anzeigen, das soll ja nicht nur bei mir so sein. Wer kennt das nicht: Wie alt war der denn? Oha, bin ja auch schon so alt. – Oder so ähnlich. – Wie heißt das Kind? Was ist das denn für ein Name! – usw. usw. Als es noch einen Fortsetzungsroman in der Zeitung gab, war der bei mir jedenfalls natürlich zuerst dran. Den gibt’s schon lange nicht mehr. Aber dafür steht in der Wochenendausgabe immer viel Lesenswertes.
Irgendwann in der Nacht oder am ganz frühen Morgen kommt ein Auto über den Kies an die Haustür herangefahren. Eine Autotür geht auf. Wir hören eilige Schritte kommen und sich entfernen. Die Autotür klappt zu – aha! Die Zeitung ist da! Ich möchte nicht mit den Zeitungsboten tauschen, mitten in der Nacht bei Wind und Wetter von Haus zu Haus fahren, vor Allem nicht im Winter!
Ganz früher wurde die Zeitung mancherorts mit der Post ausgetragen. Dafür brauchte man keinen Briefkasten; den hatten die meisten Häuser hier auf dem Land sowieso nicht. Die Türen waren meist nicht abgeschlossen, zumindest der Neben- oder Hintereingang nicht, den man sowieso nur benutzte; die Haustür war nur für den Besuch. Die Post bzw. die Zeitung legte der Postbote dann irgendwo im Flur ab oder auch in der Waschküche, manchmal auch auf dem Küchentisch. Falls Geburtstagskarten dabei waren, wurde gleich gratuliert! Und es gab einen Schnaps für den Postboten.
Die Zeitung konnte natürlich erst ab Mittag gelesen werden. Mein Großvater nahm sie mit in die Mittagstunde und erst, wenn er sie ausgelesen hatte, kriegten wir sie. Bei einigen Leuten nahm der Postbote sogar den Lottoschein mit und die Rente wurde auch noch bar ausgezahlt, Briefmarken konnten gekauft werden und frankierte Briefe nahm der Postbote ganz selbstverständlich in Empfang. Es wurde auch mal ein Klönschnack gehalten. Der Postbote fuhr mit dem Fahrrad seine Tour. Irgendwann hatte er ein Dienstmoped und dann das gelbe Postauto.
Den einen Dorfpostboten gibt’s auch nicht mehr. An verschiedene Gesichter hat man sich längst gewöhnt. Ja, es hat sich viel verändert, nicht nur bei Post und Zeitung! Und wir genießen es, beim Frühstücken in die Zeitung schauen zu können, ganz altmodisch.
Herta Andresen
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