Chronikbericht, Teil 4: Die Meierei in Thumby

Um 1912 gab es für die Meiereigenossenschaft einen Einbruch bei der Anlieferung. In Köhnholz entstand eine neue Meierei. So schieden 20 bis 25 Mitglieder aus dem nördlichen Einzugsgebiet aus (Köhnholz, Klaholz, Rehbergholz, Freikoppel, Eslingholz). In Thumby verblieben nach einigen Auseinandersetzungen um Wege- und Überfahrtsrechte die drei Lieferanten Thomsen, Müller und Nickel. Und diese Frage der Überfahrt blieb erhalten bis zum Ende der Meiereigenossenschaft 1972, es bestand die Abmachung, dass die Meierei zur Unterhaltung des Privatweges bei Diedrichsen jährlich einen Lkw mit Wegematerial zu liefern habe. Dafür konnten die dahinter liegenden Betriebe den Weg zum Milchfahren benutzen.
Die Köhnholzer Meierei verarbeitete die Milch von ca. 200 Kühen, Betriebsleiter waren dort nur Ledige – aus Kostengründen. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Köhnholzer Meierei stillgelegt, die Maschinen sollen in die Ukraine gegangen sein. Die Mitglieder dieser Meierei trennten sich und gingen nach Esmark, Rüde, Mohrkirch-Westerholz und einige nach Thumby.
Doch nun zurück zur Thumbyer Meierei. Der Erste Weltkrieg beginnt. Laut Protokoll verpflichtet sich die Meierei, während der Kriegsdauer alle 14 Tage neun Pfund Butter an das Rote Kreuz zu schicken. Und man sieht dann aus den Aufzeichnungen die beginnende Geldentwertung. Seit Bestehen der Meierei bis 1917, war man mit 1 Pfennig je Liter Milch zur Bestreitung der Unkosten ausgekommen (Betriebskosten und Kapitaldienst). 1919 beschloss der Vorstand, schon 5 Pfennige je Liter Milch einzubehalten. 1921 wurden die Kleinverkaufspreise festgehalten, es werden drei Preisklassen eingeführt. Die erste Klasse gilt für Familien, denen es wirtschaftlich gut geht, sie bezahlen für die Vollmilch den 10. Teil des Butterpreises. Die zweite Klasse bezieht sich auf die Handwerker in der Hauptsache, sie sollen 3,00 Mark pro Liter Vollmilch bezahlen. In der dritten Klasse finden wir Kinderreiche und Familien, in denen der Ernährer im Krieg geblieben ist, sie sollen 1,50 Mark bezahlen.
1922 meldet sich die moderne Zeit: Es gibt elektrischen Strom. Eine Flensburger Firma erstellt die Anlage, und die Dampfmaschine hat ausgedient. Es wird eine neue Zentrifuge beschafft. Auch der Betriebsleiter wechselt, es beginnt die Ära Ernst Corrigeux. Und Asmus Nissen, Fallsiek, wird zum Rechnungsführer bestellt; er hat dies Amt dann rund 25 Jahre ausgeübt. Eine Aufgabe des Rechnungsführers war auch die Auszahlung des Milchgeldes. In den ersten Jahren der Meiereigenossenschaft wurde das Milchgeld alle vier Wochen wechselweise in den Gastwirtschaften Thumby oder Fresenburg ausgezahlt. Dafür fanden die Generalversammlungen in der Gastwirtschaft Klaholz statt. Es wurden im Laufe der Jahre mehrfach Anträge gestellt, das Milchgeld in der Meierei auszuzahlen, aber lange Zeit war die Mehrheit für den Verbleib in der Gastwirtschaft. Doch später hielt dies dann irgendwie auf, das Geld wurde im Kontor der Meierei ausgehändigt, und in den dreißiger Jahren ging man zur bargeldlosen Zahlung über, Abschlagszahlung und Abrechnung erfolgten alle 14 Tage per Überweisung.
Asmus Nissen war es auch, der 1931 einen Rückblick auf 40 Jahre Meiereigenossenschaft vortrug. In den dreißiger Jahren bewegte sich die Anlieferung um die 1,5 Kilogramm. 1938 wurde Erwin Marxsen aus Schnarup Vorsitzender, er blieb es lange Jahre hindurch, mit einer kurzen Unterbrechung bei Kriegsende 1945. Da trat der gesamte Vorstand zurück, wurde nach ganz kurzer Zeit aber wieder in das Amt gewählt. In den Tagen um die Kapitulation im Mai 1945 stand die Meierei einige Tage still, es gab keinen Strom. Schon während des Krieges und auch in der Nachkriegszeit, bis 1948/49, ging ein Teil der Milch, vor allem Magermilch an die Nestle nach Kappeln. Sie wurde von Lastkraftwagen der Firma Oswald Richter abgeholt – in 40-Liter-Kannen, Kannen mit zwei Henkeln und mit der Einprägung: Nestle. Ich vermute, dass dann die Einstellung des Milchversands zu einem Magermilch-Überschuss führte, der dann den Anstoß gab zum Bau der Käserei in 1949. Das war Neuland.
Der Bericht wird fortgesetzt.
Hans Konrad Sacht