Im Jahre 1955 verstarb der Betriebsleiter Ernst Corrigeux, sein Nachfolger wurde Erwin Sörnsen, der dann bis zum Schluss Betriebsleiter bleiben sollte. In seiner Zeit wurde ein Nirostahl-Butterfertiger angeschafft, das Teakholzfass hatte sich nicht bewährt. Die Käserei bekam noch mehr Gewicht, es wurden zwei große runde Käsewannen aufgestellt – mit elektrischem Rührwerk. Ein anderer Dampfkessel brachte den Umstieg von Kohle auf Öl.
Schon seit 1960 gab es rundherum Bestrebungen, Meiereien unseres Typs zu größeren Einheiten zusammenzufassen. Damals entstand das Butterwerk in Schleswig, auch wir wurden angesprochen mitzumachen. Wir entschieden uns dagegen. Dann gab es einige Jahre später den Gedanken, aus den Meiereien Boholzau, Hollmühle, Thumby und Uelsby einen Betrieb zu bilden und ihn in Hollmühle einzurichten.
Wir waren kurz davor mitzumachen, sprangen aber noch rechtzeitig ab. Es wäre nur ein kostspieliger Umweg gewesen, wir waren nämlich lange Zeit in der Auszahlung besser als die Nachbargemeinden.
Aber um 1970/71 sank die Kuhzahl, durch Aufgabe der Milchwirtschaft. In vielen landwirtschaftlichen Betrieben gingen 80 Kühe verloren. Zur gleichen Zeit lief die Fusion Adelby und Satrup, und unserem Betriebsleiter Sörnsen und den Mitarbeitern wurden Arbeitsplätze in Satrup angeboten. Uns Thumbyer Mitgliedern war vom damaligen Strukturplan her der Weg nach Schleswig zur Nordbutter vorgezeichnet. Und so ging es dann ganz schnell. Am 1. März 1972 fuhr der Tankwagen des Butterwerks zum ersten Mal die Betriebe an. Unsere Meierei in Thumby hatte ausgedient. Die Maschinen wurden vom Butterwerk übernommen und das Betriebsgebäude an Erwin und Sigrid Sörnsen verkauft. Sörnsens bauten das Gebäude als Wohngebäude um.
Nach diesem zeitlichen Ablauf des Meiereibetriebes mag es nun einen Abschnitt über die Genossenschaft geben. Deren Spielregeln änderten sich von Zeit zu Zeit nach den geltenden gesetzlichen Vorgaben. Eines blieb durchgehend: Mindestens einmal jährlich trat die General-versammlung zusammen. Sie nahm den Geschäftsbericht des Vorjahres zur Kenntnis, auch die Prüfungsberichte, erteilte die Entlastung und wählte die Mitglieder von Vorstand und Aufsichtsrat. Anfangs fanden diese Versammlungen in Klaholz statt, später wechselnd in Fresenburg oder in Schramms Gasthof in Thumby. Die weiß ich am besten zu erinnern. Es gab dann zum Abschluss stets einen Imbiss, es war häufig „Rundstück warm“, Rinderbraten mit Erbsen und Wurzeln, Greta Schramms Spezialität. Und – es wurden silberne Löffel verteilt. Was war das?
Zu allen Zeiten wurde auf die Qualität der Anlieferungsmilch geachtet. Ab 1950 war da ein 20-Punktesystem vorgeschrieben, Haltbarkeit, Reinheit und Kannenbeschaffenheit spielten eine große Rolle. Wer die 12 Punkte nicht erreichte, erhielt die rote Karte. Probenehmer war Heinrich Clasen aus Schwienholm, er kam dreimal im Monat unangemeldet und nahm die Proben von jeder Kannennummer. Hatte nun ein Lieferant die 20 Punkte das ganze Jahr über halten können, erhielt er auf der folgenden Generalversammlung als Anerkennung den silbernen Löffel überreicht.
Die Leitung der Jahresversammlung lag in der Hand des Aufsichtsratsvorsitzenden, in der letzten Phase war das Hermann Koll. Vorstand und Aufsichtsrat tagten in der Regel gemeinsam im Kontor der Meierei. Ich selbst gehörte dem Vorstand 14 Jahre lang an. In meiner Zeit erlebte ich die Vorstandsvorsitzenden Erwin Marxsen, Peter Möller und schließlich Ernst-Otto Thiessen. In dieser Gesprächsrunde wurden alle wichtigen Fragen der Meiereigenossenschaft durchgesprochen. Anfuhrfragen, immer wieder Qualität der Anlieferung, aber auch die Qualität unserer Produkte, neue gesetzliche Vorschriften, Investitionen und die Auszahlung, das waren einige Punkte der breiten Palette, die behandelt werden mussten. Ich selbst habe diese Gesprächsrunde sehr geschätzt, und ich glaube die anderen auch. Es gab Auseinandersetzungen in der Sache, die auch durchgestanden wurden. Und die Gespräche gingen weit über das eigentliche Thema Meierei hinaus.Am letzten Tag des Jahres, Silvester, kam dieses Gremium zusammen, um die Bestände aufzunehmen; es wurde fleißig gezählt; Bargeld, Käse der verschiedenen Fettstufen, Butter, Verpackungsmaterial, kurz, es wurden alle Verbrauchsgüter festgehalten. Dann folgte das Apfelkuchenessen im Kontor. An dieser Stelle möchte ich Sigrid Sörnsen danken, die diese Dinge im Hintergrund vorbereitet hatte und die auch lange Zeit morgens im Betrieb mitarbeitete, bei Annahme, Kleinverkauf oder Magermilchrückgabe. Und ich weiß, dass auch Lenchen Corrigeux in ihrer Zeit ein ähnliches Verhältnis zum Berufsfeld ihres Mannes hatte.
Das Foto zeigt den Maschinenraum der Meierei im Jahre 1966 zum Zeitpunkt des 75. Jubiläums. Links ist der Plattenerhitzer zu sehen, rechts die Zentrifuge.
Der Bericht wird fortgesetzt.
Hans Konrad Sacht