Die alte Schule Thumby sollte wohl allen Menschen, die in Schnarup-Thumby leben, ein Begriff sein. Das Gebäude im Kern des Ortsteiles Thumby ist im Besitz der Gemeinde und beherbergt neben zwei vermieteten Wohnungen auch Räumlichkeiten, bestehend aus den alten Klassenräumen der ehemaligen Volksschule, die der Öffentlichkeit zugänglich sind: das Bürgermeisterbüro mit einem Nebenraum, der für Bildungsangebote genutzt werden kann, einen Probenraum für die plattdeutsche Theatergruppe, einen Versammlungsraum und eine Küche mit Nebenraum. Gut, dass wir diese Räume und auch den dazugehörigen Außenbereich heute haben, aber: Was spielte sich eigentlich zu damaligen Zeiten in den Räumen ab, als noch regulärer Schulbetrieb herrschte?
Dieser Frage soll in diesem Bericht nachgegangen werden. Grundlage für die Auswertungen ist die „Schulchronik der Volksschule Thumby von den beiden Gemeinden Thumby und Schnarup“. Diese Chronik, die in einem handgeschriebenen Protokollbuch zusammengefasst im Besitz der Gemeinde Schnarup-Thumby ist, wurde dankenswerterweise von Karl-Ewald Sacht (der die alte Schrift noch lesen kann) vom Original abgeschrieben und digitalisiert. Das macht es mir möglich, auf die alten Unterlagen vollständig zuzugreifen, denn die alten Sütterlin-Handschriften bis etwa 1945 hatten mir zuvor leider immer massive Leseprobleme bereitet. Das ist nun vorbei. Danke für diese Arbeit! Zusätzlich einbezogen in die Berichterstattung wird das „Versammlungsbuch des Schulvorstandes der gemeinsamen Volksschule zu Thumby der Gemeinden Schnarup und Thumby/Angeln“, das 1908 begonnen wurde und inzwischen ebenfalls digital als Transskript von Karl-Ewald Sacht vorliegt. In diesem Teil meines Chronikberichtes, der sich auf mehrere Abschnitte in den nächsten 5W-Heften verteilen wird, soll es um die Zeit bis zum Ende des Ersten Weltkriegs gehen. Zu einem späteren Zeitpunkt soll dann die Zeit zwischen den Weltkriegen und schließlich auch die Nachkriegszeit bis hin zur Schließung der Schule beschrieben werden.
Die erste Niederschrift in die Chronik der Thumbyer Volksschule ist datiert auf den 2. November 1875. Zu diesem Zeitpunkt gab es das jetzige Thumbyer Schulgebäude noch gar nicht. Wo sich das damalige Schulgebäude zum diesem Zeitpunkt befand, ist aus den Aufzeichnungen der Chronik nicht ersichtlich, vermutlich aber in etwa dort, wo sich unsere Alte Schule heute befindet, denn das alte Gebäude wurde im gleichen Jahr abgerissen, als das neue Gebäude errichtet wurde: im Jahre 1912.
Zur Chronik-Feder gegriffen hatte 1875 als Erster der Lehrer und Küster L. Jochimsen (der vollständige Vorname ist dem Schriftwerk leider nicht zu entnehmen), der nach eigenem Bekunden diese Ämter bereits seit 1855, also schon zu Zeiten der dänischen Herrschaft, bekleidete. Aus den Aufzeichnungen wird deutlich, dass die Thumbyer Schule zu diesem Zeitpunkt wohl schon länger existierte. Eine Bestätigung dieser Annahme findet sich bei P. Paulsen, der im Jahre 1845 den „Versuch einer Schulstatistik des Herzogthums Schleswig“ vorlegte (s. Auszug auf der Folgeseite). Darin heißt es, dass im „Kirchspiel Thumbye“ eine Schule vorhanden sei: „Die Küster- und Hauptschule hat eine Elementarclasse von 70 und eine Oberclasse von 50 Kindern.“ Also wurden zum damaligen Zeitpunkt etwa 120 Kinder in der Thumbyer Schule unterrichtet. Zwei Lehrkräfte waren dafür zuständig, wobei die erste Lehrkraft zugleich die Aufgaben des Küsters übernehmen musste, oder – wenn man es eher aus Sicht der Kirche betrachtete – der Küster auch die Aufgaben eines Lehrers übernehmen musste. Auf jeden Fall wurde er dafür aber etwas besser entlohnt.
Doch die Thumbyer Schule ist offenbar noch wesentlich älter. So können wir in der Chronik der Kirchengemeinde Thumby-Struxdorf, geschrieben von Klaus Ziehm (Typoskript, 2007, S. 12), lesen: „1740 heißt es, der Schulunterricht könne nicht so gut sein, da die Schulmeister (z.T. vom Küster bezahlt) jährlich wechselten. 1742 hat Struxdorf noch keine eigene Schule, es wird von Thumby her bedient. Es gibt in Thumby noch eine und in Struxdorf zwei Nebenschulen, die von den Einwohnern gehalten werden mit ‚Wandeltisch‘ für den Lehrer, d.h. er wurde reihum in den Häusern beköstigt.“ Also hat es offenbar schon vor 1740 eine Schule in Thumby gegeben.
Ulrich Barkholz
Der Bericht wird fortgesetzt.
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