Sicht eines alten Nachbarn: Der Thumbyer Pastoratspark und seine Umgebung (6)

Auch um 1950 wurde zur Ansprache des Pastors ein passendes Kirchenlied angestimmt. Nach der Aussegnung wurde der Sarg auf den Leichenwagen gehoben. Dann ging es im Schritttempo zur Kirche, das Gefolge hinterher, zu Fuß oder auch auf Kutschen, die später nach und nach vom Pkw ersetzt wurden.
Ich habe es noch miterlebt, dass der Sarg einmal um die Kirche getragen wurde, im Westen und Osten je einmal auf schwarze Holzböcke abgesetzt, Zeit für ein Gebet des Pastors und eine Pause für die sechs Träger. Dann ging der Zug in die Kirche und der Tote stand im Altarraum, alles lief dann so ab, wie wir es heute kennen. Der Umgang mit dem Sarg um die Kirche wurde irgendwann eingestellt. Mit dem Bau der Leichenhalle vereinfachte sich der Ablauf der Beerdigung, und als der Beerdigungsunternehmer ein eigenes Auto für diesen Zweck einsetzen konnte, da war die Zeit des pferdegespannten Leichenwagens vorbei.
Die Pastorenscheune erfuhr in der Zeit von Pastor Godt weitere Umbauten. So wurde 1962 in der Nordwestecke eine bescheidene Leichenhalle eingerichtet, das Wort Halle ist übertrieben, aber der Raum genügte dem Zweck. Und zum Hofplatz hin entstanden zwei Garagen, denn Heinrich Godt war der erste motorisierte Pastor. Er machte erst im vorgerückten Alter seinen Führerschein und sein Fahrzeug war eine BMW „Isetta“ (Isetta= Himmelfahrtsauto), bei dem die Tür nach vorne aufging, besser hochging. Etwas später 1967 wurde die freie Mitte zwischen Konfirmandensaal und Garagen noch ausgefüllt mit einer kleinen Wohnung für den Kirchendiener für Hermann und Martha Klein. Ich wundere mich selbst, welch eine Geschichte dieses alte Nebengebäude erfuhr.
Hans Konrad Sacht (Fortsetzung folgt)

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