Wenn leckeres Gemüse zu viel wird: Die Zucchini-Schwemme

Eigentlich ist es in jedem Jahr das Gleiche. Nachdem sie zuerst nur langsam in Gang kommen, legen sie plötzlich so richtig los! Nach den Eisheiligen setzten wir drei Zucchinipflanzen in den Garten. Mein Mann meinte, ob das denn nicht zu wenige seien? Ich erwiderte wie immer, dass es sicher genug Pflanzen wären. Die braunen Nacktschnecken waren zum Glück bisher noch sehr zurückhaltend gewesen; nur einzelne dieser ekligen Plagegeister hatten wir gesehen. Ich hatte die Zucchinipflanzen sorgfältig etwas angehäufelt und gemulcht und jeden Tag gegossen, denn es war wieder sehr trocken. Auch die Hochbeete mit den Kleinsaaten mussten begossen werden. Zum Ärger machte sich da auch noch der Maulwurf breit und wühlte alles durcheinander. Wenn wir nicht gut gefüllte Regentonnen gehabt hätten, dann hätten wir auch keine Erdbeeren ernten können und keine Radieschen. Der Maulwurf mochte die frisch gewässerten Hochbeete besonders gerne, und die Stangenbohnen hatten es auch schwer, bevor sie sich endgültig in die Höhe schwangen. Die Zucchinipflanzen ließen sich mit dem Wachsen viel Zeit und legten erst richtig los, als es einen Regenschauer gegeben hatte. Endlich ließen sich ihre ersten Blüten sehen!
Ich erinnere mich zurück an den Garten meiner Mutter. Von irgendwem hatte sie einige Zucchinisamen bekommen, und das war ganz was Neues! Meine Mutter liebte die Gartenarbeit und besonders den Gemüseanbau. Sie machte immer sehr viel ein. Ihre Zucchinipflanzen waren ihr ganzer Stolz. Aber was man dann mit Zucchini machen konnte, das war bei den meisten Menschen noch nicht angekommen. Es war in den 70er Jahren und für viele ein ganz neues Gemüse. Zucchini ließ man meist zu lange wachsen; sie wurden viel zu groß. Dann wurden sie wie Gurken eingemacht oder ausgehöhlt und mit Hackfleisch gefüllt in den Backofen geschoben. Ich mochte beides nicht besonders. Meine Mutter verschenkte viele Zucchini. Trotzdem hatte sie jedes Jahr mehrere Zucchinipflanzen. Viele dieser Früchte landeten dann im Hühnerhof.
Als ich dann irgendwann auch einen Haushalt hatte und einen eigenen Garten und somit auch Zucchini, da ging das Problem natürlich bei mir los, jedenfalls in der ersten Zeit. Ich besaß einige Kochbücher mit Kürbis- und Zucchinirezepten. Eingemacht habe ich die Zucchini nie, denn das hatte ich in schlechter Erinnerung. Fleißig wurde jedes Jahr was Neues ausprobiert. Man darf die Zucchini nur nicht zu groß werden lassen; dann kommen keine Früchte mehr nach, denn die Pflanze sendet ihre Kraft dann in die Monsterfrucht, die niemand mehr haben will. Es kann immer wieder vorkommen, dass sich eine Frucht „versteckt“; man sieht sie zu spät, und dann hat man mal wieder einen Zucchiniriesen. Sie ist dann leider nur für eine Suppe zu gebrauchen. Inzwischen bin ich mit den Zucchini sehr vertraut und liebe sie sehr. Man kann sie sehr gut einfrieren. Es gibt sie zwar das ganze Jahr hindurch inzwischen in allen Supermärkten, aber wenn die Zucchini-Schwemme kommt, dann wandert ein großer Teil in die Gefriertruhe, gestiftelt, geraspelt, in Scheiben oder in Stücken. Weil sie keinen ausgeprägten Eigengeschmack haben, kann man sie in jeder Gemüsesuppe verwenden. Prima Füllstoff. Es gibt verschiedene Gemüsevariationen, zusammen mit Zwiebeln, Tomaten, Paprika, sogar mit Äpfeln. Auf Pizza schmecken sie super, in Scheiben oder geraspelt. Bratlinge lassen sich damit auch gut zubereiten. Ich könnte hier mehrere Anregungen geben. Aber unser Lieblingsrezept ist Zucchini-„Spagetti“. Die nicht zu großen Früchte mit dem Sparschäler zu langen „Spagettis“ verarbeiten, natürlich mit der Schale. Wir benötigen für uns beide meist drei mittelgroße (je nach Appetit) Zucchini. Sie werden in einer Pfanne scharf angebraten, nach und nach in nicht zu großen Portionen. Sie sollen noch bissfest sein. In einer großen Schüssel mit weißem Balsamico-Essig, Olivenöl, etwas Zucker, Salz, abgeriebener Zitronenschale und ein paar kleingeschnittenen Minzeblättern marinieren. Noch lauwarm mit Baguettes dazu genießen. Es schmeckt natürlich auch kalt.
Natürlich gibt es wie immer in diesem Jahr zu viele Zucchini. Aber inzwischen nimmt der eine oder andere bei Anfrage doch ganz gerne mal welche von uns ab. Es hat sich mit den Jahren auch hier in Angeln herumgesprochen, dass die Zucchini eine sehr gesunde Frucht ist, die sich abwechslungsreich zubereiten lässt.
Herta Andresen

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