Mein „Bevorratungs-Fimmel“: Äpfel über Äpfel

Da stehen sie nun in unserer Garage: Drei Maurertonnen und 12 große Eimer, bis zum Rand gefüllt mit Äpfeln. Der Sturm, der diesmal von Osten kam hat dafür gesorgt, dass wir erheblich mehr aufzusammeln hatten als sonst. Das passt nicht mehr in den Kofferraum. Da muss ein Anhänger her! Vor ein paar Tagen noch stellten wir fest, wie viel noch in den Bäumen hängt. Eingelagert haben wir schon genug. Mein Mann meinte wie immer: „Wie viel willst du denn noch haben? Man nicht so viel!“ Er hat ja Recht. Auch wenn immer mal Verdorbenes aussortiert werden muss – wir kriegen sie doch nicht alle verwertet. Trotzdem fällt es mir in jedem Jahr schwer, mich zu mäßigen. Es ist der Bevorratungs-Fimmel. Denn man kann ja nie wissen…
Ein paarmal sind wir schon mit einem Kofferraum voller Äpfel nach Kaltoft zur Mosterei gefahren. Bei uns stehen insgesamt 11 Apfelbäume. Zum Glück tragen nicht immer alle, aber in diesem Jahr sind alle Bäume voll wie noch nie! Die beiden Boskoop haben außerdem noch besonders große Früchte hervorgebracht.
Ich liebe es, Äpfel zu ernten und zu verarbeiten und auch, sie aufzusammeln. Das mag manchen wundern. Aber für mich ist es eine Freude, keine Arbeit. Schon beim Aufsammeln wird sortiert. Ein Eimer steht bereit für die angegammelten. die dann auf dem Kompost landen. Das meiste ist für die Mosterei bestimmt. Einiges wird zu Trockenobst verarbeitet und besonders schöne Exemplare zum Sofortverbrauch für Apfelkuchen und Apfelmus bereitgestellt. Es ist ja wieder Apfelkuchenzeit, ein halbes Jahr lang! Es gibt so viele verschieden Rezepte. Es geht doch nichts über einen frisch gebackenen Apfelkuchen, am besten noch mit Schlagsahne! Und selbst eingemachter Rotkohl mit Boskoop ist superlecker! Beim Apfelmuskochen lasse ich die Schale dran, es wird ja sowieso püriert, und Zucker ist nicht nötig, den kann sich jeder nach Geschmack drüberstreuen.
Wenn meine Mutter unerwartet Besuch bekam, dann hatte sie Apfelmus vorrätig, Mürbeteigtörtchen in einer Dose, und schon konnte Kuchen serviert werden. Wenn keine Sahne im Haus war, kochte sie Vanillepudding dazu.
Ich finde es traurig, wenn hiesige Äpfel so gar nicht geschätzt werden und einfach liegengelassen werden zum Verrotten. Da hat der liebe Baum so viele schöne gesunde Früchte produziert, kostenlos, und niemand sammelt sie auf, sondern kauft sich im Supermarkt die Äpfel, die von weit her herangeflogen werden müssen. Meist schmecken diese gar nicht mehr, wie ein Apfel schmecken soll. Es gibt doch genug hiesige Äpfel überall zu kaufen oder zu verschenken. Es ist natürlich Ansichtssache und Geschmacksache. Apfelallergiker vertragen die alten Sorten meist besser als die Neuzüchtungen. Mancher weiß heutzutage vielleicht auch nicht mehr, was man mit Äpfeln alles machen kann.
Meine Großmutter hat in jedem Jahr viele Äpfel getrocknet. (Von ihr muss ich diesen „Fimmel“ wohl geerbt haben.) Das ließ sich früher ganz gut im Feuerherd machen, den jeder auf dem Land noch in der Küche hatte. In diesen alten Herden konnte man Essen aufwärmen und backen. Wir hatten sogar mal kleine frisch geschlüpfte Küken darin, die keine Glucke hatten, vorne auf der offenen Backofenklappe in einem Karton. Körnerkissen und Socken wärmen ging auch, es gab noch keine Mikrowelle. Heute besitzen wir einen Dörr-Apparat, das ist einfacher, die benötigte Dörrzeit wird eingestellt und bei Bedarf verlängert. Das kostet natürlich Energie, die leider sehr teuer geworden ist. So sind getrocknete Äpfel inzwischen in doppeltem Sinne eine wertvolle Nascherei.
Der Sturm hat zwar eine Menge von den Bäumen gepustet, sie sind aber immer noch nicht leer. Wir werden also noch öfter zur Mosterei fahren. Finanziell lohnt es sich überhaupt nicht. Aber umkommen lassen wäre doch schade!
Herta Andresen

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