Bevor das Wasserwerk kam: Wasser in Haus und Hof (Teil 3)

Als um 2005 das Baugebiet „Bi de Kirch“ erschlossen wurde, stieß man mehrfach auf eine alte Wasserleitung. Ich konnte sie den Fragestellern erklären: die alte Meiereileitung.
Die Meierei kam dann zu einem Tiefbrunnen hinter dem Gebäude, um die 40 Meter tief. Der war lange Zeit ausreichend.
Widder gab es häufig, so auch in Thumby Holm, mehrere in Struxdorf. Ich habe noch vor einigen Jahren einen funktionsfähigen Widder an der Wassermühle in Schaalby entdeckt.
Eine ganz andere Dimension hatte die Wasserversorgung der Höfe in Schnarup. Für die Versorgung gab es südlich der Häusergruppe etwa 600 Meter weit entfernt eine leistungsfähige Quelle, dicht am heutigen Feldweg. Sie läuft auch heute noch, ist aber nicht mehr sichtbar und liegt unter der Erdoberfläche.
Ich habe diese Anlage noch als Junge kennengelernt. Da stand über der Quelle ein gemauerter runder Schacht, etwa 1,50 Meter hoch. Das Wasser gelangte durch eine Rohrleitung in das ca. zehn Meter entfernte Bauwerk, geschätzte 2,50 × 2,50 Meter ca. 1,50 Meter unter der Erde und 1,0 Meter über der Oberfläche. Auf diesem gemauerten Bau stand ein Gittermast, ca. 6 bis 8 Meter hoch mit vier Eckbeinen. Oben eine Windrose mit vielen Blättern. Sie wurde durch einen Steert im Wind gehalten und auf dem Leitblech stand: Adler. Hersteller war die Firma Köster in Heide. Die Windrose übertrug die Kraft auf ein Zahnradgetriebe, das die Kraft in eine Auf- und Niederbewegung umformte. Diese wurde durch eine lange Stange vom Turm in den Keller des Bauwerks gebracht, wo sie eine Pumpe antrieb, wohl eine Kolbenpumpe. Diese drückte das Wasser in eine Druckleitung.
Wohin ging diese Leitung? Sie verlief stetig bergauf, ca. 600 Meter nach Norden und endete in einem gemauerten Bassin. Dies war auf dem höchsten Punkt der heutigen Hauskoppel Thiessen, auf der Koppel, auf der in den letzten 20 Jahren das Zeltfest stattfand. Ernst Otto Thiessen berichtete mir, dass dieses Bassin um 1970 herum von ihm abgebrochen wurde. Es war unterirdisch, viereckig, ca. 5 × 5 Meter und ca. zwei Meter hoch.
Von hier aus ging die Versorgung zu den niedriger gelegenen Höfen. Am Bauwerk befand sich eine gusseiserne Tafel mit den Namen der Teilnehmer damals. Ich erinnere: Christian Börnsen, Nicolai Thomsen, Block, Woye, H. Börnsen, Möller. Das sind die heutigen Gehöfte Thomsen-Bendixen, Thiessen, Leichle, Thiessen, D. Marxsen, Thiele.
Ernst-Otto Thiessen berichtete, dass er auch die Mauerreste des Bauwerks der Windrose abgebrochen habe und dass dann alles einplaniert wurde, so Mitte der 1960er Jahre. Die Windrose hat er nicht gekannt. Diese Anlage muss um 1900 erbaut worden sein. Ich habe nie von einer ähnlichen Anlage gehört. Aber ich habe in dieser Sache die Firma Köster in Heide angeschrieben, die mir postwendend einige Unterlagen über die damaligen Windrosen zusandte. Sie wurden vor allem in der vorelektrischen Zeit für Schöpfwerke eingesetzt. Die Schnaruper Windrose dürfte da zu den kleinsten Anlagen gehört haben. Sie entsprach in etwa der im Bild gezeigten Anlage.
Meine Gesprächspartner in dieser Sache waren auch meine Altersgenossen Hans-Heinrich Drews und Dieter Marxsen. Nach ihren Kenntnissen hatte es vor der Windrose eine Widderanlage gegeben, die sich als nicht ausreichend erwies. Die technische Wartung der Windrose lag in der Hand von Hans Drews, dem Schmied in Schnarup. Um 1940 reichte die Leistung nicht mehr aus. Auf allen Höfen war der Viehbestand größer geworden. So wurde noch eine Stromleitung in die Wiesen verlegt und es wurde eine zusätzliche Kreiselpumpe eingebaut. Diese arbeitete bis 1962, bis Schnarup an das Netz des Wasserbeschaffungsverbandes angeschlossen wurde. Das Windrad und den Gitterturm hat der Schrotthändler Andreas Jochimsen aus Klaholz abgebaut und zerlegt.
Bild: So ähnlich, aber wesentlich kleiner sah die Windrose in Schnarup aus. Ein Bedienungskorb oben war nicht vorhanden, oder ich erinnere mich nicht. Der Gittermast mit der Windrose stand auf einem aufgemauerten viereckigen Keller. Dieser hatte nach Süden eine Einstiegsluke. Neben der Luke war das gusseiserne Schild mit den Namen der Teilnehmer befestigt.
Hans Konrad Sacht

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