1821 bis 2021: 200. Geburtstag des Struxdorfer Heimatdichters Claus Brix

Claus Brix wurde am 20. März 1821 auf Petersburg in Struxdorf geboren, wo sein Vater Gastwirt war. Als Claus Brix fünf Jahre alt war, wurde die Gastwirtschaft verkauft. Der Vater nahm sich von dem Toft ein Stück Land ab und baute dann ein kleines Haus.
Claus besuchte in Struxdorf die einklassige Schule, aber nur im Winter. Die Eltern hatten eine Kuh, und die musste im Sommer an der Straße gehütet werden. Claus nahm Bücher mit, Bibel, Gesangbuch, Katechismus und andere Bücher. So saß er am Straßenrand zum Lesen und Lernen. Aus dem Katechismus wusste er alle Antworten und Anmerkungen, und als er zur Schule kam, konnte ihn der alte Lehrer Möller fragen, was er wollte – Claus wusste alles.
Als Claus Brix größer wurde, hatte er mit Köster Möller viel Umgang. Köster Möller merkte, dass Claus gerne lernen wollte und war ihm dabei behilflich. Als er konfirmiert wurde, wollte er gerne Lehrer werden. Sein Vater konnte aber die hohen Kosten nicht bezahlen. So kam er nach Akeby zu einem Bauern. Nach einem Jahr hatte er die Bauernarbeit satt und wollte ein Handwerk lernen. Er ging bei einem Weber in Böklund in die Lehre. Als er die Lehre beendet hatte, kam er nach Struxdorf zurück und fing hier ein Geschäft an.
Inzwischen gab es einen neuen Lehrer in Struxdorf. Mit diesem Lehrer Herzog hatte er viel Umgang. Lehrer Herzog hatte Bücher von deutschen Dichtern; die wurden mit Begeisterung gelesen. Friedrich Schiller hatte es ihm angetan. Es dauerte nicht lange und er fing an zu dichten. Zunächst hochdeutsch – das war aber nur ein Übergang. Plattdeutsch lag ihm besser, und er bekam Geschmack darauf.
Weil im Elternhaus wenig Platz war, mietete er sich eine Stube mit Beköstigung in einem Nachbardorf, etwa um 1848. Auf seinen Geschäftsreisen kam er auch in das nördliche Angeln. In Ulstrup lernte er die Weberin Carlina Hansen kennen. 1850 heiratete er sie und wohnte zuerst in Markerupheide im Abnahmehaus von Claus Möller. Sie hatten vier Kinder. Der älteste Sohn wurde Lehrer in Barderup. Die älteste Tochter starb in jungen Jahren. Ein Sohn war Lehrer in Rendsburg.
1854 kaufte Claus Brix sich ein Haus, Bückbarg bei Grundhof. Er pachtete eine „Presterkoppel“; somit konnte er sich eine Kuh halten. Hier schrieb er mehrere Gedichte. Nun bekam er Lust, Gedichte in Hoch- und Plattdeutsch zu veröffentlichen. 1858 wurde sein erstes Buch in 2000 Exemplaren gedruckt.
Claus Brix war auch Imker. Man nannte ihn „Immenkönig“. Er hielt Vorträge in den Imkervereinen und schrieb Abhandlungen für die Bienenzeitung. Claus Brix trug in Angeln plattdeutsche Stücke von Fritz Reuter und seine eigenen Gedichte vor. Die Weberei ging immer mehr zurück. So ließ er zum ersten Mal 1875 eine Auswahl seiner Gedichte drucken unter dem Titel „Fahrten aller Arten und wieder nichts in Reim schreiben und utgeben von Claus Brix“. Das Geschäft ging gut.
Im selben Jahr verkaufte Claus Brix sein Haus auf Bückebarg und kaufte wieder das Haus bei Petersburg in seiner alten Heimat Struxdorf. Das Haus, das sein Vater gebaut hatte, stand noch. Aber es war baufällig, und so ließ er das Haus abbrechen und baute sich ein kleines hübsches Schieferdachhaus. Das Geschäft wurde immer schlechter, und so war er bald ganz auf den Verkauf seiner Bücher angewiesen. In den Jahren, als er noch auf Petersburg lebte, ließ er noch sechs Auflagen drucken.
Durch den Verkauf seiner Bücher bereiste er ganz Schleswig-Holstein. Unterwegs fand er großes Entgegenkommen. Er schnappte hier und da alte und neue Geschichten auf, formte daraus lustige und volksnahe Verse, die er zunächst auswendig lernte und dann niederschrieb. Die dritte bis sechste Auflage enthielt verschiedene Gedichte in Hoch- und Plattdeutsch, und das Buch bekam den Titel „Fahrten aller Arten un sonst noch wat. In Hoch un Platt“. Die Holzschnitte zu den Illustrationen sind von seinem ältesten Sohn Nicolaus Heinrich Brix gezeichnet. Die Gedichte des Angler Dorfpoeten sind gekennzeichnet durch den geistreichen Humor und die Heimatliebe von Claus Brix. Mit seinem Gedicht „Min Vaderland“ setzt Claus Brix der Landschaft Angeln ein kleines Denkmal.
Seine Verse fanden auch den Weg über den Großen Teich: Auch von den Buten- und Plattdeutschen in Amerika wurden seine Gedichte gelesen. Als ihn im Jahre 1880 eine Einladung des Plattdeutschen Vereins Chicago zu einem Volksfest erreichte, fühlte er sich außerordentlich geehrt, aber offensichtlich auch verunsichert. Er trat die Reise nicht an und vertröstete seine Landsleute in Amerika auf später. Zugleich schrieb er ihnen natürlich in gereimter Form eine Entschuldigung. Sein Versprechen konnte oder wollte er nicht einhalten.
Im Herbst 1889 gab er Lühr & Dircks in Garding eine frische Auflage von seinem Buch zum Drucken. Gewidmet hat er es seinem lieben Freund, dem plattdeutschem Dichter und Schriftsteller, Redakteur und Herausgeber des plattdeutschen Weltblattes, Herrn R. M. Hein. Er wollte im nächsten Jahr die Bücher verkaufen. Bis dahin hielt er Vorträge, die gut besucht waren.
Als er von einer Tour im November nach Hause kam, verspürte er Schmerzen in der Magengegend. Er brauchte den Arzt und allerhand Mittel, aber die Schmerzen ließen nicht nach. Seit dem Frühjahr 1890 nahm die Krankheit sichtlich zu. Er hatte viel Schmerzen und Schwäche ausstehen müssen. In der Nacht vom 19. auf den 20. Oktober ist Claus Brix sanft eingeschlafen und wurde auf dem Struxdorfer Friedhof begraben. Seine Frau starb vier Jahre später. Claus Brix nannte sich selbst „Klas“. Wegen seiner dem „Eisernen Kanzler“ ähnlichen Gesichtszüge wurde er auch „De Angler Bismarck“ genannt.
Der Heimatverein der Landschaft Angeln stiftete 1967 eine neue Grabplatte. Das 1981 erbaute Mehrzweckhaus „Claus Brix Hus“ wurde nach dem Volksdichter benannt. Bedingt durch die Corona-Krise wird eine Ehrung durch die Gemeinde Struxdorf zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden.
Herbert Wildfang