Aus der Sicht eines Einsatzleiters: Feuerwehrübung

Am 5. Mai fand der fünfte Übungsabend 2023 der Feuerwehr Struxdorf statt. Als frischer Gruppenführer hat Marco Rix mir, Hinnerk Petersen, die Einsatzleitung für diese Übung anvertraut.
Einsatzort war Bellig 3. Beim Anfahren stellte sich schnell heraus, dass es sich um den Hof von Johannes Jessen handelte. Auf dem Hof angekommen, empfing uns eine aufgeregte Frau. Sie zeigte uns die Scheune mit intensiver Rauchentwicklung. Aufgebracht berichtete sie, dass sie zwei Kinder vermisste. Ich merkte, wie bei mir das Adrenalin einschoss. Das Wichtigste als Einsatzleiter ist es, mit solchen Stress-Situationen umgehen zu lernen und den Einsatz geordnet abzuarbeiten.
Ich stellte eine Person ab, um die aufgebrachte Mutter zu betreuen. Den Großteil der Mannschaft teilte ich ein, um die Wasserversorgung vom wasserführenden Fahrzeug zum Hydranten aufzubauen. Zudem wurden die Wasserschläuche vom Fahrzeug zum Verteiler ausgebreitet.
Der Schutz der Kamerad*innen hat immer oberste Priorität. Daher muss vor dem Betreten der Rauchgrenze eine volle Wasserversorgung gewährleistet sein!
Zwei Trupps mit je zwei Personen ließ ich sich mit Atemschutz-Equipment ausrüsten. Ich bestimmte eine Atemschutzüberwachung, welche für die Sicherheit der Trupps verantwortlich war. Nun konnten die Trupps mit Wasserschlauch zum Eigenschutz und unserer Wärmebildkamera zum Orientieren im Qualm das Gebäude betreten und mit der Personensuche starten.
Während der ganzen Zeit musste der zweite Trupp draußen stehen bleiben als Reserve. Diese war wichtig, um bei Komplikationen den ersten Trupp aus dem Gebäude holen zu können. Eigenschutz geht immer vor, und es ist die Aufgabe des Einsatzleiters, darauf zu achten! Neben der Rettung der Personen aus dem Rauch mussten wir uns auch auf die Gefahr eines Ausbreitens des Feuers einstellen. Aus diesem Grund ließ ich einen Gruppenführer mit einigen Kameraden eine Wasserwand zwischen Scheune und Wohnhaus errichten. Diese sollte das Risiko eines Übergreifens der Flammen verringern.
Mitten in der ganzen Aufregung hörten wir plötzlich Schreie aus dem bisher unbeteiligten Gebäude hinter uns. Schnell stellte sich heraus, dass eine weitere Person unsere Hilfe brauchte. Ein Mann mittleren Alters war auf dem Heuboden der Scheune. Er konnte den Boden nicht ohne Hilfe verlassen. Die marode Treppe zum oberen Geschoss war nicht nutzbar. Eine Rettung über die Leiter – parallel zum laufenden Einsatz! Wie sollte ich diesen zwei verschiedenen Einsätzen gerecht werden? Ich sammelte mich und entschied, die gesamte Rettung per Leiter in die Hand eines erfahrenden Gruppenführers zu legen.
Zwischenzeitig hat der Atemschutztrupp in der verrauchten Scheune die vermissten Kinder gefunden. Sie waren bewusstlos. Da die Kinder nach wie vor den Rauch einatmeten, mussten sie schnellstmöglich nach draußen. Mittels Crash-Rettung holte der Trupp unter großer körperlicher Anstrengung den Jungen und das Mädchen heraus und übergab sie an den Rettungswagen. Schweißnass berichtete der Trupp, dass sie die Rauchquelle ausgemacht hatten. Da die Personenrettung abgeschlossen war, konnten wir uns der Brandbekämpfung annehmen und beseitigten die Rauchquelle. Mein Gruppenführer meldete mir, dass die Person vom Heuboden sicher heruntergeholt wurde, und der Rettungsdienst gab ebenfalls Bescheid, dass die Kinder wohlauf waren!
In einer Nachbesprechung analysierten wir die Übung, um meine und unsere Fehler aufzudecken, damit wir in Zukunft noch effektiver werden können.
Zu unserer Freude wurde vor Ort für das leibliche Wohl gesorgt, und wir konnten den Abend kameradschaftlich ausklingen lassen.
Hinnerk Petersen

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